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Albanien: Bewaffneter Polizist in Disko-Massenschlägerei verwickelt während Deutsche Touristen draußen bleiben müssen
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Albanien: Bewaffneter Polizist in Disko-Massenschlägerei verwickelt während Deutsche Touristen draußen bleiben müssen

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Eigentlich wird Albanien und insbesondere die Hauptstadt Tirana als Metropole des modernen Lebensstils beworben. Traumhafte Strände, gutes Essen und ein ausgeprägtes Nachtleben – das spricht für einen tollen Urlaub von dem viele Touristen träumen. In Albanien soll er Realität werden.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Vor einer Diskothek mitten im Kern des Nachtlebens Tiranas – “Blloku” genannt – unterhalten wir uns am Freitag mit zwei Deutschen Urlaubern die uns fragen wie man in diese Clubs eigentlich reinkommt. Erstaunt darüber, dass das in einem so als offen angepriesenen Land ein Problem sein soll fragen wir sie nach ihren Erfahrungen. Im Hintergrund werden gerade Verhaftungen durchgeführt, die Polizei rennt hektisch hin und her. Die zwei Männer erzählen uns, dass sie in die meisten Clubs nicht reinkommen. An der Tür wird ihnen gesagt, dass sie eine Reservierung benötigen. Während die Türsteher die Touristen mit dieser Ausrede abweisen werden sekündlich Gäste in den Club eingelassen, teilweise sogar in Ûberzahl, mehr als übliche Sicherheitsverordnungen zulassen würden – wenn sie denn in Albanien überhaupt befolgt werden würden.

Reingelassen wurden in dieser Nacht auch Gruppen bestehend aus jungen albanischen Männern die etwas wilder feierten als erwartet. Auf der zweiten Etage des randvoll gefüllten Clubs spielen sich kurz nach 1 Uhr in der Nacht zum Samstag unfeierliche Szenen ab. Mehrere Männer fangen an sich gegenseitig zu schlagen, eine Massenschlägerei die schnell soweit ausartet, sodass kurz nach den Schlägen mit den Fàusten Flaschen und zerbrochene Gläser durch die Luft fliegen. Einige Feierende, die nichts mit der um sich schlagenden Gruppe zu tun haben, werden verletzt, sie bluten, einige von ihnen an Stellen am Körper wie am Hals, was sehr schnell lebensbedrohlich werden kann.

Einige der Gäste schreien “Waffen!”. Offensichtlich verwechseln sie ein Feuerwerk das draußen für Stimmung sorgt mit Schüssen aus Waffen. Einige von ihnen sind sich jedoch sicher, dass es sich um Schüsse handelt die in die Decke gefeuert wurden – so wie in Mexico. Traumatisiert laufen die Gäste des randvoll gefüllten Clubs durch den sehr engen Eingangsbereich nach draußen  – viele von ihnen stürmen in die Toiletten um dort Schutz vor möglichen Schüssen zu finden.

Draußen sicher angekommen kommt dann auch die Polizei – eine viertel Stunde nachdem die ersten Notrufe von den Gästen abgesetzt werden. Krankenwagen soll niemand gesehen haben. Einer der Hiflerufenden wird vom medizinischen Notruf abgewiesen – er hätte die falsche Nummer gewählt, er solle die Polizei unter der richtigen Nummer wählen sagt ihm eine nette Frau am anderen Ende der Leitung. Höchste Konzentration ist hier also in Albanien gefragt um bei der richtigen Stelle nach Hilfe zu suchen, denn Massenschlägereien mit möglichem Schusswaffengebrauch werden in Albanien offensichtlich nicht als möglicher medizinischer Notfall eingestuft.

Einige der von der Polizei festgehaltenen Personen werden nicht einmal durchsucht, stehen und diskutieren jedoch mit der Polizei, mitten im Geschehen – eine Polizeibeamtin ruft ihrem Kollegen hinterher “Durchsuche seine Tasche und nimm ihn fest!” – die Tasche wird nie durchsucht – auch nicht nachdem die Person im Einsatzwagen abgeführt wird.

Nachdem einige Verhaftungen erfolgen beruhigt sich die Situation – einige Verletzte gab es, jedoch zum Glück keine Todesopfer. Die Gäste wandern traumatisiert entweder in andere Clubs oder nach Hause. Morgen geht es schließlich weiter, eine neue Party in einer neuen Location.

Am Tag darauf versuchen wir den zuständigen Kommissariatsleiter zu dem Vorfall zu befragen. Wir stellen ihm viele Fragen, insbesondere ob die Vermutung sich bewahrheitet hat, dass ein bewaffneter Polizist an dem Vorfall beteiligt war. Er sagt uns, dass sein Kommissariat keine detaillierten Informationen zu dem Vorgang hat, da der Fall vollständig von der Dienstaufsicht der Polizei abgewickelt wird. Die Dienstaufsicht hat laut Pressemitteilung den in dem Vorfall verwickelten Polizisten suspendiert und ein Verfahren wegen Verletzung der Dienstpflichten eingeleitet. Es wird vermutet, dass der Polizist bewaffnet gewesen ist, da Zeugen vor dem Club gehört haben sollen, dass die Polizisten einige der festgehaltenen Personen gefragt haben wo die Waffe sei. Desweiteren könnte das auch der Grund sein, warum die Dienstaufsicht den Vorgang ermittelt und nicht das zuständige Kommissariat.

Die Identität einiger der mit dem Polizisten verwickelten Personen sind laut Polizei nicht bekannt gemacht worden, denn möglicherweise handelt es sich dabei um Personen über die in Albanien keiner im Zusammenhang mit solchen Vorfällen sprechen will. Nicht weil sie gefährlich sind, nein, sondern weil ihre Eltern in den meisten Fällen vermögend und einflussreich sind.

Die Ironie an dieser Geschichte ist, dass wir den Türstehern dankbar sein sollten, dass sie die deutschen Touristen nicht reingelassen haben. Ohne es zu wissen, wurden sie davon verschont möglicherweise verletzt oder getötet zu werden. Länger als ein Jahr soll ein Strafverfahren in Albanien üblicherweise nicht dauern – wir werden nachhaken was aus dem Fall geworden ist – bis dahin müssen deutsche Touristen lernen etwas kreativer zu sein um in die populären albanischen Clubs rein zu kommen. Wir haben den zwei deutschen Touristen einige Tipps gegeben. Hoffen wir dass dies hilft um eine schöne Zeit in Albanien zu verbringen.

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